plain pieces
Geschrieben von sjAlfur unter sjAUDIO
Und ein weiteres Band-Shirt für meine Sammlung, gekauft gestern auf dem Audrey-Konzert. Das Konzert war im Orangehouse, eine eher kleine Bühne, Audrey sind ja auch noch nicht so bekannt... Live merkt man erst richtig, wie geschickt die ihre "harten" Liedteile im Arrangement verstecken. Man stellt sich eher auf ruhigere Musik ein, und dann zwischendrin immer diese Postrock-annähernden Ausbrüche. Sehr schön. Audrey selbst sehen in natura aus, als würden sie zu Hause in ihrer Schule auf einer Bühne sein und zur jährlichen Zeugnisvergabe ein paar Lieder spielen. Dementsprechend sind auch ihre Ansagen, bei denen man schon genauer hinhören muss, um sie zu verstehen, die großen Redner sind sie wohl alle nicht. Irgendwie hat man das Gefühl, dass sie nach dem ersten Wort bereits bereuen, überhaupt etwas gesagt zu haben, weil sie plötzlich merken, dass die Zuschauer sie abwartend ansehen. Und ungefähr so betraten sie auch die Bühne, bahnten sich einen Weg durch die wartenden Zuschauer, stellten ihre Getränke (sahen aus wie 5-Liter-Eimer Wasser...) neben den Wedges ab und warteten drauf, dass irgendwer von ihnen das Kommando zum loslegen übernehmen würde...
Victoria (die Gitarristin) übernahm dann irgendwann die Aufgabe und dann legten sie los. Nach dem live noch etwas verhaltenen "Mecklenburg" kam - der CD-Tracklist folgend - "Views", und spätestens da war das Zögerliche verschwunden (von den Ansagen zwischen den Liedern mal abgesehen). Was man vor allem feststellen konnte: Es ist durchaus ein Vorteil, wenn die eigene Band schon einen kleinen Chor beinhaltet, denn es kam nicht selten vor, dass phasenweise alle vier gesungen haben, und auch wenn die Stimmen durchaus ähnlich sind, der Gesang wurde doch sehr vielschichtig. Zudem war das Schlagzeug sehr toll. Auch wenn ich mich frage, wie man auf die Idee kommt, mit so einem Aufbau zu spielen... Die Kick einsam und verlassen in der Mitte, zwei Stand-Toms und eine eigenartig große Snare zu beiden Seiten, die sich irgendwie im Weg zu stehen schienen, aber... solange es funktioniert...
Das letzte Konzert ihrer Tour endete dann auch mit anhaltendem Applaus, der normalerweise für mehrere Zugaben gereicht hätte, aber sie durften nicht, weil es folgte noch eine Band und der Zeitrahmen bei Konzerten dieser Größenordnung ist ja auch eher eng gestrickt. Zudem hatte die Band offenbar nicht mit dem Zuspruch gerechnet...
Aber noch etwas zur Band vor Audrey: "Mexican Elvis" nennen die sich, und während man über die Namenswahl sicher streiten kann, ist ihre Musik und vor allem der Live-Auftritt definitiv weiterzuempfehlen. Die Band, die aus Weilheim, Tübingen und London (wenn ich mich richtig erinnere) kommt, war von der Show her der komplette Gegensatz zu Audrey. Die hüpften auf die Bühne, brachten ein paar lockere Sprüche und legten los, als wären sie in ihrem Wohnzimmer oder ihrer Stammkneipe. Die Musik ist eher ruhig, keine Ausbrüche wie bei Audrey, wenn schneller Parts, dann eher im Stile von Radioheads "The Bends". Insgesamt war die Entfernung zu Radiohead's früheren Alben nicht so ganz weit, aber ohne Schlagzeug, zudem waren eigentlich imemr die eingesetzten Instrumente ganz klar rauszuhören, also keine Soundwände etc. sondern klar bestimmte Bereiche, ein sehr prägnanter Bass, eine grundgebende Stahlsaitengitarre und wahlweise ein hin und wieder fast in The Album Leaf-Sphären driftendes E-Piano oder eine E-Gitarre für die schnelleren Teile. Beim Gesang kam mir öfter das Bild einer etwas lauteren weniger besinnlichen Version der Kings of Convenience in den Sinn, durchsetzt mit einigen Harmonien aus männlich/weiblichem Gesang und männlicher Kopfstimme, die sogar etwas an süddeutsche Kammermusik erinnerten. Eigentlich eine eher schlimme Musikrichtung, aber in dem Zusammenhang absolut passend.
Die 4 Track EP gab es auf dem Konzert auch, man kann sich deren Musik aber auch auf der Website von Mexican Elvis anhören.
Soviel für den Moment, morgen dann Aereogramme und nächsten Freitag The Album Leaf. Tschacka!
sjÁlfur
[EDIT]
Wie ich gerade gesehen habe, sind die normalerweise zu viert, mit Drummer. Daher auch nicht immer so ruhig, wie gestern...
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