invisible movement
Geschrieben von sjAlfur unter ég sjálfur
Ich wäre jetzt gerne in einer Karaoke-Bar in der abgewracktesten Gegend der Stadt. Während ich gerade Lou Reeds "Perfect Day" auf mich einrieseln lasse, nachdenklich auf den Whiskey schiele und über die wochenalte Mail meines Bruders stolpere, in der er vom Karokeversuch zu Joy Divisions "Love will tear us apart" erzählte, denke ich, dass das gut sein könnte.
Meine letzte Erinnerung an eine Karaoke-Bar ist die vom letzten Dezember in Berlin. Wir saßen auf dem Rand eines abgewetzten Billardtisches im Knaack, Nappo links von mir, Niels rechts, und Al Bundys Wiedergeburt sang "Nothing else matters".
Irgendwie hängt dem ganzen der unförmige Schatten von Erinnerung an. Nicht nur deshalb, weil es eine Erinnerung ist, sondern weil es alles ist, was uns umgibt. Die Emo-Kids im Keller, die zu Billy Talent abgehen als wären die Sex Pistols auferstanden, die Stadt selbst, deren Bausubstanz ungefähr genauso zerrüttet ist, wie dieses ganze marode Land, der Gedanke an "Perfect Day"... unser Jahrgangsabschlusslied...
Ich werde nicht alt, das hat nichts mit Alter zu tun, ich hatte solche Gedanken schon mit zehn... gut, die Inhalte waren geringfügig anders, die Stimmung nicht.
Und deshalb habe ich entschlossen, ich muss mehr LoFi werden. Weg von den glatten Oberflächen, ab ins tiefe Wasser, wo keiner mehr zuhört, aber sich alles um mich dreht. Und um das hier und jetzt. In Freiheit.
sjÁlfur
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