Topographie 13
Geschrieben von sjAlfur unter 2046
49°45'35"N - 8°51'15"O - Blickrichtung: Süd
Nachtwanderung. Ich habe sie geliebt und viel zu selten gemacht. In einer Stadt ist das natürlich sinnlos, zuviel Licht, zuviel Lärm... Als ich im ersten Sommer in das Dorf meiner Grundschulzeit zurückkehrte, wanderten wir. Nachts. Von einem Griechen zurück, bei dem ich viel zu viel gegessen hatte, wenn ich mich richtig erinnere. Über eine schmale Straße durch die Felder und Wälder des Odenwalds. Dort, wo sich die Dörfer in kleine Bachtäler flüchten und von Ferne den Anschein erwecken, hier wären nur Hobbits zu Hause, dort wo Waldhänge das wenige Licht der Ansiedlungen schlucken, wo eine vereinzelte Straßenlaterne bei einer Ansammlung von drei Höfen um 22 Uhr erlischt, wo kaum Autos fahren, weil es in dieser Gegend keinen Grund gibt, irgendwohin zu fahren, dort wanderten wir.
Auf einem Hügel hielten wir an. Um uns trotz des Sommers nur Mondlicht. Und Sterne. Jeder weiß, dass man viele, viele Sterne sieht, wenn nirgendwo sonst ein Licht scheint (und es nicht bewölkt ist), aber ich fragte mich in dem Moment, ob man so etwas wirklich wissen kann, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Die Nacht ist nicht still, sie ist auch nicht völlig dunkel, das ist sie nur in den Träumen von Goths oder in Erzählungen von Poe.
Und wieder stellt man fest wie brutal aber doch wichtig, da real, die plötzliche Erdung solcher Momente sein kann. Wir saßen dort auf dem auskühlenden Asphalt, und dann kam das einzige Auto, das uns in der Nacht begegnete. Wir bemerkten den Lichtschein bereits, als es den gegenüberliegenden Hang hinabfuhr. Es rauschte an uns vorbei, und blieb nur eine kurze Notiz. Die Nacht dort kann nichts beeindrucken.
.x...sjálfur
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