2046

Montag, 3. September 2007

FERÐASTI _01

Geschrieben von sjAlfur unter 2046

Car Crash Weather
[09.-11. August 2007]

Dänemark. Verheißungsvolles Land im Norden. Das Gefühl, dort genauso zuhause zu sein wie an allen Orten, an denen ich gewohnt habe, auch. Ich habe es hier sicher schon oft erwähnt, aber zu einem solchen Bericht gehört ja auch eine kurze Einleitung: Mein Vater hatte letztes Jahr seinen 50. Geburtstag. Wir haben ihm eine Fahrradtour geschenkt, von Schneverdingen (inmitten der Lüneburger Heide) aus bis nach Ferring in Jütland, etwas südlich des Limfjords an der dänischen Nordseeküste. Sieben Tage Fahrrad, sieben Tage Ferienhaus. Gerecht geteilte Zeit.
Nach einer eher nervtötenden Woche Anfang August fuhren wir nach meiner letzten SAE-Vorlesung in den Norden. Ich hatte zu wenig geschlafen, zuviele belastende Gedanken und dann auch noch fahrunfreundliches Wetter in der Rhön. Die Strecke ist nicht gerade kurz, verglichen mit der Größe Deutschlands, und wir waren auch gut sieben Stunden unterwegs (eine Stunde hat es mal wieder gedauert, überhaupt aus München rauszukommen...). Trotzdem fand ich es auffällig, wie oft meine Mutter unterwegs anrief und betonte, wir sollen uns Zeit lassen und vorsichtig fahren. Eigentlich weiß sie, dass ich kein leichtsinniger Autofahrer bin. Andererseits... man fahre einmal die A7 von Süd nach Nord durch. Manchmal hat man schon das Gefühl, dass es sowas wie einen Autogott geben muss, wenn man sich ansieht, wie teilweise gefahren wird... aber egal.
Wir kamen gegen elf abends an. Spät im Norden ankommen hat einen Vorteil: Es ist die richtige Zeit für ein kühles Bier.
Als ich da dann mit meinem Bier saß, in der Hoffnung, jetzt irgendwie etwas Ruhe zu finden, erzählten mir meine Eltern, dass einige Tage vorher mein beiden Geschwister auf der Autobahn einen schweren Unfall hatten. Sie hatten Glück und blieben weitestgehend unverletzt, aber wenn man das Auto sieht und weiß, dass es dem Unfall"gegner" (das Wort klingt in diesem Zusammenhang falsch...) weniger gut ergangen ist, ist das Bier dann doch nicht mehr so wichtig.
Das Skurrile daran: Wir hatten am Tag nach dem Unfall den Bericht darüber im NDR gesehen, und AiHua sagte noch "Den Ford Galaxy gibt es ja doch sehr häufig...". Tja. Meine Eltern wollten mir vor meiner Fahrt in den Norden nichts davon erzählen. Ich kann es verstehen, meine Mutter hatte so schon genug Sorgen...
Nach einer erneut weniger ruhigen Nacht traf ich meine schwester beim Frühstück. Und obwohl ich ja wusste, dass ihr nicht viel passiert war, war es irgendwie ganz beruhigend, sie zu sehen. Allerdings hatten wir die folgenden Tage genug mit den Reisevorbereitungen zu tun. Vor allem da wir mit sieben Leuten verreisen wollten und kein Auto mehr mit entsprechend vielen Sitzen hatten. Auf dem Hinweg war das kein Problem, da sind wir eh Fahrradgefahren, aber der Rückweg musste z.T. mit dem Zug organisiert werden, usw.


sjÁlfur

Sonntag, 2. September 2007

splitter

Geschrieben von sjAlfur unter 2046

Wieder zurück in München, aber irgendwie zwischen den Welten steckengeblieben. Es fühlt sich so an, als wäre die Hälfte der Vergangenheit gestorben, die Hälfte der Fäden gerissen, als wären mir auf dem Zug zurück aus 2046 nacheinander Teile meines Bewusstseins rausgerissen und an jeder Haltestelle verstreut ausgesetzt worden. Ich muss erstmal ordnen, welche Fäden verloren am Boden liegen bleiben, und welche ich wieder aufnehmen sollte.


sjÁlfur

Mittwoch, 30. Mai 2007

the bones of generations

Geschrieben von sjAlfur unter 2046

Da war noch der Dinosaurier. Als ich gestern die Links zu den Blogeinträgen vom letzten November raussuchte, habe ich gesehen, dass ich mal angekündigt habe, wie wir einen wirklich vollkommen echten und ziemlich authentischen Dinosaurier ausgegraben haben... ich hatte vergessen, den entsprechenden Blogeintrag zu schrieben.

Wieder ein paar Jahre zurück, diesmal noch einige mehr, 1990 oder so... wir wohnten in einem kleinen Kaff in Südhessen, das eigentlich kein Mensch braucht... naja. Fast. Das Kaff hatte sogar ein Neubaugebiet, an dessen Rand unser Haus stand. Auf dem weg in die "Innenstadt" (MUAHAHAHAHA!) mussten wir über ein großes, steiles Feld, das solange ich mich erinnern kann eigentlich immer nur Stoppelfeld oder Wiese war... (es wurde später bebaut, deshalb wohl nicht mehr bepflanzt).

Hinter der Wiese ging seitlich hinter einigen Gärten ein Weg zur Hauptstraße runter, eztwas abseits davon war aber ein steiler, hoher mit Bäumen bewachsener Hang, der hinunter zu einer Obstwiese führte.
Als Kinder waren wir oft dort, denn Baumhäuser lassen sich leicht in Bäumen bauen, deren Kronen man hangaufwärts fast ebenerdig erreichen kann. Und da Kinder einen nicht nachzuvollziehenden Hang* zum in der Erde herumbuddeln haben, stießen wir dort irgendwann auf Knochen. GROßE Knochen. Von einem Dinosaurier!

Nee, echt jetzt. Jedenfalls waren die Oberschenkelknochen eindeutig zu groß für einen Menschen, das haben wir selbst als Kinder gewusst. So eine Entdeckung macht man als Kind natürlich nicht alle Tage, also gingen wir nach dem Mittagessen und die darauf folgenden Tage mit großen Eimern wieder zum Hang und paläontologierten im Hang rum.

Machen wir nun wieder einen kleinen Zeitsprung. Meine Mutter - bekannt als Auffinderin vertrockneter Marienkäfer und geschmelztiegelter Kerzen - machte eine weitere Entdeckung, an die sie sich vermutlich noch heute erinnern kann (wozu hat man sonst auch Kinder...?).
Sie war im Keller. Der "Keller" war nur von der Hausrückseite ein Keller, er lag ein halbes Stockwerk unter dem Erdgeschoss und ein ganzes (also direkt drunter) unter dem ersten Stockwerk. Zur Straßenseite hin war er ebenerdig. Ich hatte dort mein Zimmer. Und direkt daneben war ein Zimmer mit einer Tür nach draußen zur unteren Terasse.
Irgendwie - so sagte sie später - roch es aus diesem Zimmer nicht unbedingt sehr angenehm. Eigentlich stank es sogar fürchterlich. Mein Bruder und ich waren in der Schule, und so erlebten wir leider|glücklicherweise nicht mit, wie sie unser halb von Erde befreites Dinosaurierskelett in den orangenen Plastikeimern fand, die wir in ebendiesem raum untergestellt hatten, bis wir Geld für Museumsräume zusammenhatten.

Wir haben unsere Dinosaurierknochen nicht wieder gesehen, und die Erklärung, das wäre sowieso nur ein verendetes Rind gewesen, konnte uns nicht wirklich überzeugen...

Aber - und hier kann man gerne ein moralisches Schlusswort setzen - Kindheitsträume bleiben auch erhalten, wenn man nur genügend Auswege hat, das naheliegende nicht als Wahrheit sondern als Ausrede nicht-paläontologischer Eltern zu sehen...


sjÁlfur

Dienstag, 29. Mai 2007

hoppípolla

Geschrieben von sjAlfur unter 2046

Gerade, als ich auf dem Weg zum Einkaufen durch [= in] die größten Pfützen sprang, die München seit Jahren gesehen hat, fiel mir eine Geschichte wieder ein, die in einer Reihe steht mit der Kerze auf dem Ofen oder den Marinenkäfern hinterm Vorhang.

Es war Winter, irgendwann kurz nach Neujahr, wenn ich mich richtig erinnere. Außerdem vor... Jahren. Wir hatten unseren Hund gerade seit einem Dreivierteljahr, also muss das... 1995 oder sowas gewesen sein. Ist auch egal, wichtig ist nur, der Hund durchlebte seinen ersten Winter bei uns (und seinen ersten in seinem Leben hat er nur im Haus der Züchterin zugebracht, der zählt also nicht... überhaupt, was kann der Hund schon für ein Leben gehabt haben, bevor er zu uns kam?).

Wir waren auf einem Familienspaziergang, meine Eltern, meine Geschwister, ich... der Hund. Zu der Zeit waren die "roten Flächen", das ehemalige Panzersperrgebiet mitten in der Lüneburger Heide noch nicht wieder neu angelegt, die Briten waren seit einiger Zeit nach Hause gegangen und hatten weite, verwüstete Sandflächen zurückgelassen. Die Wege durch das Gebiet waren wenig genau abgesteckt, meistens orientierte man sich an den tiefen Spuren der Panzer, und entsprechend wegsam war es dort auch.

Aber entlang des Bahndamms und um die hohen Bahnbrücke gab es einige Ecken, die sich für einen Spaziergang lohnten. Zumal es Winter war, und damit eh alles unter einer Decke aus Schnee und Eis lag.

Unser Hund liebt Schnee. Er ist ein Tibet Terrier, und wer ungefähr weiß, wie diese Rasse aussieht, hat vor allem lange Haare im Kopf, die Flokati-gleich durch die Welt fegen. Und unser Hund liebte vor allem den pappigen Schnee, der ihn in kurzer Zeit zu einem Schneemann-Hund verwandelte.
Und außerdem liebte er zugefrorene Pfützen. Am liebsten großflächig mit glatter Eisfläche. Wer jetzt aber die Spuren kennt, die so ein Panzer an der Natur verbricht, der weiß, dass diese darin gebildeten Pfützen auch mal mittelgroßen Seen gleichen können... Zumindest aus Sicht eines nicht allzugroßen Hundes, oder besser: aus Sicht meiner Mutter, die ein wenig besorgt war, das Tier könne baden gehen...

Ich weiß noch, wie es immer hieß: "Pontus!" (so heißt unser Hund, nicht mein Vater, wie der ein oder andere vielleicht denken mag...) "Pontus, bleib von den Pfützen weg! Du brichst noch ein!"

Inwieweit er "Du brichst noch ein!" wirklich verstehen konnte, weiß ich nicht, aber das mit dem Fernhalten, ging nicht so ganz in seinen Kopf. Es gelang meiner Mutter aber schließlich, ihn von den größten Pfützen fern zu halten. Und als Entschädigung blieben ihm ja noch die kleinen Pfützen.

Ich höre meine Mutter noch sagen: "Da kann er, die ist nicht so groß..."
Dann krachte das Eis, und der sowieso schon fluffig, wie Popcorn aussehende Hund, der zudem noch die Hälfte seiner Körp... Haaresfülle an Schnee herumschleppte, brach, nachdem er lange und mühsam von den großen Pfützen ferngehalten wurde, in die kleine Pfütze ein. Die aber erstaunlich tief war. So tief, dass er bis zum Hals drin verschwand.

Als er wieder raus kam, war er nur noch ein Viertel. Durch hektisches Rumpaddeln hatte sich der Schnee fast ganz aus dem Felle gewaschen, und sein sonst nach Volumenschaum aussehendes Haarkleid, hing eng um seine dürren Beine.

Eine Trauergestalt.

Seitdem hat unser Hund ein ambivalentes Verhältnis zu wasser. Lustig ist das immer, wenn er im Sommer draußen im Garten aus dem Wasserhahn trinken wollte, den wir ihm extra aufdrehten. Ein Hund, der versucht mit hochgerecktem Kopf das Wasser zu trinken, ohne dass ihn das Wasser berührt...

Aber insgeheim ist er mein großes Vorbild, denn für den perfekten Sprung in eine Pfütze kann man schonmal alles riskieren!


sjÁlfur

Aerosole

spectre, host + walking ghost

Blogautoren


sjÁlfur


Nappo


JensenJensensen

[more tba.]

rssjálfur

BookRix - Freie Bücher

Kettenreaktion

Interessant....Müsste...
Interessant....Müsste ich mal ausprobieren
Linda (Gast) - 5. März, 14:51
von Blogger zu Blogger
Würdest Du mir ein Interview geben? Ich schreibe unter...
ChristopherAG - 5. Mai, 01:37
Und wie!
Nur einer meiner guten Vorsätz fürs neue Jahr, ich...
Laura (Gast) - 10. Dezember, 15:13
Das Design hier gefällt...
Das Design hier gefällt mir besser. Passt du das neue...
Cody (Gast) - 22. Juli, 13:55
Zeit die Tapeten zu wechseln...
...und die Wände gleich mit. Ab ins Eigenheim! .x...sjálfur
sjAlfur - 27. November, 00:47
Schmidtbrille?!
Aktuelle Frage: Was ist eine Schmidtbrille? .x...sjál fur
sjAlfur - 25. November, 15:27
Magritte
110. Geburtstag. Lese ich heute. Glückwunsch würde...
sjAlfur - 21. November, 16:23
Eigentlich finde ich...
Eigentlich finde ich die alte Dame nett. Sie hat etwas...
AiHua - 19. November, 12:25
Trümmer - Trümmer - Trümmer
Da sitze ich nichtsahnend in der U-Bahn. Bequem im...
sjAlfur - 19. November, 11:09
melancholie ist eine...
melancholie ist eine heimat.
mainzelmaedchen - 19. November, 10:05

EgoBox

Du bist nicht angemeldet.

Prey Upon...

 

Halbwertzeit

Online seit 6983 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Juli, 02:01

Protone


...und der Herr gab mir ein Hirn. Glaube ich...
2046
art ya blog!
Die Akte
Die Frage zur Nacht
ég sjálfur
I.S.S. AEROSOL-5
sé hjartað
séNET
sjAE
sjÁlfur.txt
sjÁlfurs idols
sjÁlltag
sjAUDIO
Xylo
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development