talking bout a retrolution...
Geschrieben von sjAlfur unter séNET
Teil III nächtlichen Blindflugs...
Oder um den Eintrag standesgemäß anzufangen: Aller, was soll'n der Scheiß?
Kann man der Presse für alles die Schuld geben, was heute passiert? Sicherlich nicht. Aber man kann ihr vorwerfen, WIE es passiert. Was für vergangene Studentenbewegungen die Springer-Presse war, ist doch heute die gesamte Medienlandschaft. Vergleicht man mal die Arroganz der "professionellen" Presse mit der einiger Blogger, könnte man meinen, man ist bei Asterix als Legionär... ja, das wo er mit Obelix zur Fremdenlegion geht um Falballas Brad Pitt-Verschnitt aus der Gefangenschaft der Römer zu befreien, und dann Cäsar gegen Scipio kämpft. Alles Römer. Egal wohin man sieht.
So ist das hier doch auch. Journalisten reden Blogger klein, Blogger reden Presse klein, alles redet, alles schwafelt, alles wird engstirniger, je öänger man hinsieht und der Bildblog setzt Werbung auf seine seite, die man dankbarerweise wegklicken kann, um sein Gewissen reinzuwaschen. Wie hieß das nochmal damals... bevor es das Bildblog gab... Pilatus, glaube ich.
Wir sind doch alles Web 2.0-Kinder, dummerweise... keine Spur von 23... wir bewegen uns im Web wie auf der Straße, folgen der Verkehrsordnung, gehen höchstens über rote Ampeln. Wow! Wir sind krass. Wir verkaufen unsere Seelen an Myspace und die Emo-Generation ritzt sich dafür und implementiert so flickr in ihr Weltbild.
Und warum können wir das? Weil die wirkliche und einzig wahre Presse noch schlimmer ist. Die BILD - inoffizielles deutsches Propaganda-Ministerium - schreibt die Schlagzeilen für den Rest der Republik. Nur das Abändern der Headlines und das Hinzufügen extrahierter Arroganz in Form des Feuilletons rechtfertigt den Anspruch. Weil: Es kostet Arbeit, die Bild-Artikel so zu verändern, dass sie der intellektuellen Elite repräsentativ erscheint...
Derweil sitzen die Ärzte in ihrer OP-Pause und lesen das Original und zitieren ihre Bildung von Streichholzschachteln und Zuckertüten...
Ach Scheiße, ich höre lieber auf...
Ich wollte nur mal sagen, damals, ne?... da war das anders und so... blub...
"Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte."
sjÁlfur
Das die Blogger langsam zusehen müssen, wie sie ihre Traffickosten bezahlen, verstehe ich. Die Mainstream-Medien und die Blogger selbst, lassen derzeit keine Chance aus um das Bloggen an sich irgendwie in den Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit zu rücken. Das dürfte sich erheblich auf die Zugriffszahlen auswirken. Und ein Host ist nicht billig...
Bleibt der Rest... dieser mag bedenklich sein... aber andererseits halte ich das für eine relativ normale Abfolge, mehr oder weniger deterministischer Abläufe. Das Web 2.0 ist neu, die Gesellschaft in der es sich etabliert verändert sich unablässig. Was wir dort sehen, ist ein (überzogenes) Spiegelbild dessen was hinter den Monitoren stattfindet. Nicht das Netz und nicht das Web 2.0 ist das Problem! Die Gesellschaft die es benutzt hingegen schon...
das ist ein normaler vorgang, sicher, aber es wurde mal wieder eine möglichkeit verschlafen, etwas zu ändern. oder das, was an neuer freiheit hätte dazu kommen können, ist mittlerweile ebenfalls bestens funktionierendes beispiel globaler vermarktung...
es geht mir auch gar nicht so sehr darum, dass blogger auf ihren bloggs webung schalten, ob das nun bildblog oder sonstwer ist, aber die art und weise der nutzung ist der springende punkt. gerade bei bildblog hat man das gefühl, man findet inzwischen eher ein redaktionelles angebot, wo man halt bei nicht vorhandener nachricht eine hinbiegt, damit sie passt. sich über besonders komische tippfehler der bild lustig zu machen, oder zum hundertsten mal auf den schreibstil hinzuweisen, das finde ich irgendwie zweckentfremdete erbsenzählerei. aber klar, wenn man den lesern was beiten will, und zwar möglichst konstant um die ads auf der seite lohnenswert zu machen, dann reichen die maximal ein oder zwei wirklich guten beiträge pro woche nicht, dann müssen halt auch lückenfüller her, damit sich die leser - zum teil mit einem horizont weit enger als der der bild-artikel... - der bild mal wieder moralisch überlegen fühlen können... und dieses moralisch überlegene, blogger als eine art mahnende instanz zu sehen, die ideell und völlig unbeeinflusst agiert, ist sowieso so ein unding, das beim bildblog noch relativ harmlos ist...
aber darüber wurde ja auch schon so oft geschrieben... mich hat es halt nur mal wieder genervt...
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